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Die Heilige Schrift – Urgrund der reformatorischen Bestrebungen

Die Reformation brachte sowohl durch Luther als auch durch Zwingli grundlegende Veränderungen. Beide, Luther wie Zwingli, führten alle Elemente des kirchlichen Lebens wieder auf ihren Ursprung – auf das Wort Gottes, wie es in der Heiligen Schrift überliefert ist – zurück. Alles, was in Kirche und Gemeinde geschieht, soll sich auf die Bibel gründen.

Zwingli zog aus dieser Erkenntnis sehr weitreichende Konsequenzen. Er war geradezu radikal in ihrer Umsetzung. Erneuerung der Kirche musste in allen Bereichen – intern wie nach außen ausstrahlend – geschehen: in Lehre und Verkündigung, in allen Formen des Gemeindelebens und im Engagement für die Nöte der Gesellschaft.

Auf der Grundlage der Zwinglischen Reformen und der späteren Reformen durch Calvin, der die reformierte Lehre ausprägte, sind heute noch folgende Schwerpunkte für ein reformiertes Glaubensverständnis bezeichnend:

Gehorsam gegenüber dem Wort

Von großer Bedeutung ist z. B. das Bilderverbot. Es steht im 2. Buch Mose, Kap. 20, ab Vers 4 (ebenso: 5. Mose, 5, 8) im Anschluss an das erste der 10 Gebote und lautet: „Du sollst dir kein Gottesbild machen, noch irgendein Abbild von etwas, was oben im Himmel, was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen; ...“ (Zürcher Bibel, 2007). Dieses Gebot ist nach reformierter Zählung das zweite der 10 Gebote.

Die Überzeugung, dass in der Kirche allein das Wort zu gelten habe, veranlasste Zwingli seinerzeit, alle Formen der Glaubensausübung, wie sie die katholische Kirche praktizierte, auf den Prüfstand zu stellen. Alles, was nicht biblisch fundiert war, sollte eliminiert werden. In Zürich fand er darin die volle Unterstützung des Rates der Stadt, welcher die Reformen kraft seiner Machtbefugnisse umgehend durchsetzte. So wurden bereits 1524/1525 alle Heiligenbilder aus den Kirchen entfernt, Prozessionen verboten und die Klöster abgeschafft. Sogar auf Orgelspiel und Gemeindegesang im Gottesdienst musste verzichtet werden. All dies barg für Zwingli die Gefahr der Götzenanbetung, der rituellen Verselbstständigung und Sakralisierung in sich, die von der Konzentration auf das Wort Gottes ablenken könnten. (Calvin hingegen führte in seiner französischen Gemeinde in Straßburg um 1539 den Gemeindegesang wieder ein und gab ein kleines Gesangbuch mit 18 Psalmen und 3 Kirchenliedern heraus, darin enthalten sind 7 eigene Psalmnachdichtungen, die er vorhandenen Melodien unterlegte.)

Die allein auf das biblische Wort ausgerichtete Glaubenshaltung Zwinglis prägt bis heute die gottesdienstliche Praxis der Reformierten:

  • Reformierte Gottesdienste sind im Wesentlichen Wortgottesdienste, konzentriert auf das gelesene und gepredigte Wort Gottes, auf Gebet und Choralgesang.
  • Der Kirchraum ist, dem Bilderverbot Rechnung tragend, schlicht gehalten, ohne bildnerische Darstellungen und ohne Altar, er wird nicht als sakraler Raum verstanden.

Die Sakramente als Zeichen des Wortes Gottes

Das Wasser in der Taufe und Brot und Wein im Abendmahl haben nach reformiertem Verständnis keinen eigenen Heilscharakter. Sie sind die sichtbaren Zeichen des Wortes und erfahren keine unter priesterlicher Segnung vollzogene Wandlung zu geweihtem Wasser oder besonderer Speise.

Freiheit und Ordnung

Im Vertrauen auf die befreiende Kraft des Evangeliums definieren die Reformierten alle vom Menschen geschaffenen Ordnungen der Kirche (Kirchenverständnis, Glaubenserkenntnis) – so wichtig sie sind - als zeitlich bedingt und damit wandelbar. Sie sind immer wieder neu am Wort der Heiligen Schrift auszurichten.

Das wird z.B. auch an den Bekenntnisschriften deutlich. Im Unterschied zum unverändert und einzig gültigen Bekenntnisbuch der Lutheraner (Konkordienbuch von 1580) haben die Reformierten eine Fülle von Bekenntnissen, entstanden zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten. Damit wird deutlich, dass Bekenntnisse nicht als fundamentiertes Prinzip einer Lehre gesehen werden, sondern als Wegweiser des Glaubens in einer konkreten Zeit, an einem konkreten Ort, unter konkreten Bedingungen. Das Schwergewicht liegt nicht auf der Bekenntnisformel – bei der sehr schnell die Gefahr besteht, dass das freie Wort Gottes sich als dogmatische Lehraussage verfestigt – sondern auf dem aktuellen Bekenntnisvollzug, im konkreten Zeugnis vor Ort.

Unterschiede in den Bekenntnissen und in den Ordnungen der Kirchen sind für Reformierte nicht trennend, sondern beleben sich gegenseitig beim Hören, Verstehen und Antworten auf das allen gemeinsam gegebene Wort Gottes. Eine Vielfalt von „Kirche“ ist daher selbstverständlich, ein gemeinsames Wirken in der Ökumene wünschenswert.

Kirche ohne Ämterhierarchie

Für Reformierte gilt, dass Christus allein „das Haupt sei aller Gläubigen, die sein Leib sind“, und „dass wie die leiblichen Glieder ohne Verwalten des Hauptes nichts vermögen, also in dem Leib Christi niemand etwas vermag ohne sein Haupt Christum.“ (Aus:Zwingli, 67 Thesen von 1523). Daraus folgt, dass es unter den Gliedern des Leibes Christi keine hierarchischen Herrschaftsstrukturen geben kann.

Reformierte Gemeinden haben daher keinen Bischof und keine Amtsstelle über sich. Die Gemeinden ordnen ihre Angelegenheiten selbst oder sind zumindest – wie in den Landeskirchen - in den übergeordneten leitenden Gremien mit vertreten. Jeder in der Gemeinde kann zum Dienst berufen werden, z.B. in die durch Calvin definierten Ämter als Prediger, Älteste (Presbyter), Diakone und Lehrer. Sie werden von der Gemeinde zu diesem Dienst beauftragt und nehmen ihn stellvertretend für sie wahr. Dabei hat keines dieser Ämter Vorrang vor dem anderen.

Glaube und Welt – Ecclesia semper reformanda

Von Anfang an gehörten für Reformierte Glaube und Welt zusammen. Sie fanden in Gottes Wort nicht nur individuellen Trost, sondern zugleich auch gesellschaftlichen Auftrag. Wer sich durch den Glauben von Gott gerettet weiß, der wird frei für den Dienst am Nächsten. Es tut der Ehre Gottes Abbruch, wenn seine Schöpfung leidet. Deshalb haben sich reformierte Christen immer wieder für die Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse eingesetzt.

Das alles zieht die Erkenntnis nach sich, dass die Kirche zur ständigen Erneuerung bereit sein muss, um auf Fragen und Probleme ihrer Zeit wegweisend antworten zu können. Reformiertsein ist nichts Starres, sondern ein ständiges Sich-Reformieren, entsprechend von Zeit, Ort und Gegebenheit, gebunden allein an Gottes Wort. „Reformiertsein ist eher eine Haltung und Verhaltensweise als eine Konfession.“ (Hans Helmut Eßer)

Umfassendere Informationen zum Thema „Reformiert“ erhalten Sie über die Internet-Veröffentlichung der „Stiftung Johannes a Lasco Bibliothek Grosse Kirche Emden“: www.reformiert-online.net.